Zum 3. Mal war ich nun schon in Rheda-Wiedenbrück zu Gast. Grund: der Verein vitART lädt mich immer wieder ein, worüber ich außerordentlich froh & glücklich bin.
vitART hat sich 2012 gegründet. Ziel des Vereins ist es, das kulturelle Leben rund um St. Vit nahe Rheda-Wiedenbrück zu beleben, junge Künstler und Kulturschaffende zu fördern und Beziehungen zu ähnlichen Vereinen im In- und Ausland zu pflegen. Das finde ich großartig!!!
Zunächst einmal hieß es jedoch “Hit the road” Richtung Telgte bei Münster, wo ich im sog. Dorfspeicher (s. Bild) von Telgte eine Trauung begleitet habe. Ein wunderschöner romantischer Ort.
Der Bräutigam hatte mich zwei Wochen zuvor gegoogelt und in intensiver Recherche herausgefunden, dass ich am selben Tag in Rheda bin, was nicht all zu weit entfernt ist von Telgte. Er bot mir an doch zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. So etwas war mir bislang auch noch nicht passiert. Wunderbar! Dieses Angebot konnte ich nicht ausschlagen.
Zum Sektempfang nach der Trauung -ich musizierte immer noch eifrig- gab es eine große Fotsession mit der gesamten Hochzeitsgesellschaft und … einer Drohne, die sich galant über die Gesellschaft hinweg bewegte und die strahlenden Gesichter von oben aufnahm. Ich konnte mir das ein oder andere Schmunzeln nicht verkneifen. Eher vom Planeten “Retro” kommend, war mir so etwas bis dato vollkommen fremd. Ich wurde schnell eines Besseren belehrt: Drohnen seien bei Hochzeiten mittlerweile Gang und Gäbe. Na denn!
Der Weg nach Rheda war ganz nach meinem Geschmack. Fernab von Hektik und Lärm gondelte ich mit meinem neuen Honda Jazz (super!) durch grüne Wiesen und verschlafene Dörfer. Dies ist immer wieder ein besonderer Moment für mich. Ein Gefühl tiefen Friedens überkommt mich dabei, es ist schwer zu beschreiben.
Das Wohnzimmerkonzert am Abend war ein echtes Highlight für mich. Nicht vergleichbar mit dem 1. Konzert vor fünf Jahren, das wirklich magisch war. Aber so etwas kann man nicht voherbestimmen, es passiert einfach. Allerdings ging es diesmal nicht weniger schön, intim & kommunikativ zu. Neben Solonummern -u.a. anderem auch eine Eigenkomposition- sangen wir einige Songs gemeinsam. Darunter den Kanon “Belle Mama”, welcher eine enorme Klangfülle hatte. Das Wohnzimmer war verwinkelt, so dass sich ganz natürlich vier verschiedene Gruppen bildeteten, perfekt für Kanons (oder wie lautet der Plural von Kanon?).
Die Kinder saßen auf Sitzsäcken, Hund Pelle mischte sich ebenfalls unter´s Publikum, konnte sich aber letztendlich für keine der Kanonstimmen entscheiden:-))
Das war so ganz nach meinem Geschmack. Wie immer ließ ich zwischendurch Raum für Fragen … zu meiner Person, meiner Musik, meinem Werdegang. Ich fühlte mich dadurch ein wenig wie die Gastgeberin, die einlädt. Es ist ein bisschen wie bei einem Fest, das man organisiert. Man freut sich, wenn die Gäste zahlreich und bunt gemischt erscheinen und ist beglückt, wenn alle sich wohlfühlen und mit einer guten Energie nach Hause gehen. Die Gastgeberrolle trifft es da ganz gut.
Nach 2,5 Stunden Konzert (incl. Pause) saßen wir mindestens ebenso lange zusammen, klönten, lachten, philosophierten, tauschten uns aus. So muss es sein bei einem Wohnzimmerkonzert.
Das Publikum in Rheda begeistert mich immer wieder: offen, interessiert, aufgeschlossen, direkt und sehr klatschfreudig. Keine Spur von “sturen” oder “zugeknöpften” Westfalen!
Mein Eindruck bestätigt sich immer wieder, dass das Publikum in kleineren Städten bzw. ländlicherer Umgebung noch nicht so übersättigt ist wie in Großstädten -beispiesweise Köln- wo täglich gefühlte 75 Veranstaltungen parallel stattfinden.
Wer noch nie ein Wohnzimmerkonzert gegeben hat (und Musiker ist), sollte dies unbedingt tun. Zuweilen hört man die Stecknadel fallen, so leise und aufmerksam ist das Publikum. Und wenn man das Publikum “geknackt” hat, dann läuft es wie von selbst. Ein beglückender Moment!
Herzlichst
Eure Kathrin